Mercy-Air-Einsatz auch auf der Strasse
Seit dem Inkrafttreten der im Vergleich zu Europa strengen Lockdown-Vorschriften und weil die Grenzen zu den Nachbarländern vorübergehend geschlossen sind, befinden sich die Mercy-Air Hubschrauber und Flugzeuge momentan auf “Stand-by”. Doch ans Ferien machen denkt die Crew deswegen nicht.
Schliesslich hat der Lockdown direkte Auswirkungen auf die nächste Umgebung. Schon wenige Fahrminuten von der Flugbasis in White River entfernt, erblickt man Townships in denen Tausende in ärmlichen Bedingungen hausen, weitgehend ohne fliessendes Wasser oder Strom. Die wenigsten Township-Bewohner haben zu guten Zeiten eine Anstellung, umso weniger während der nun wochenlang andauernden Ausgangssperre. Das Land steht still, die Sozialbezüger warten vielerorts vergeblich auf Unterstützung, Schlangen vor Banken und Lebensmittelgeschäften scheinen nicht enden zu wollen und sind für die Schwächsten der Gesellschaft sowieso unerreichbar.
Durch lokale Kontakte der Crew sowie Partnerorganisationen vor Ort weiss Mercy Air, wo hunderte Waisen, Witwen und Familien ohne Erwachsene (auch «child headed homes» genannt) in Not sind. Zurzeit setzt Mercy Air einen Teil der Spenden dazu ein, um robuste Nahrungsmittelpakete für die am stärksten betroffenen Individuen und Familien zusammenzustellen. Schon 12 Franken reichen aus, um eine fünfköpfige Familie für bis zu zwei Wochen mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen. In einer Zeit, in der viele Betroffene kein Geld, kaum Nahrung und noch weniger Hoffnung haben, sind diese Nahrungsmittelpakete besonders geschätzt. Somit ergibt es sich, dass der Heli-Hangar zu einem kleinen Logistikzentrum umfunktioniert wurde, wo Grundnahrungsmittel eingelagert und in Pakete abgepackt werden. Statt per Hubschrauber finden die Pakete via Mercy-Air-Pickup den Weg in die Townships, die sich teilweise über mehrere Quadratkilometer erstrecken. Die Art und Weise unserer Transporte mag sich geändert haben, unser Herz schlägt aber nach wie vor für diejenigen Menschen, die in hoffnungslosen Lagen innerhalb unserer Reichweite leben. Gegenwärtig erreichen die gesponserten Nahrungsmittel wöchentlich zwischen zwei- bis dreihundert Familien.
Joel Bärtschi