Elternlose Haushalte
Unser Team in Südafrika berichtet: «Obwohl einer der härtesten Lockdowns der Welt in Kraft ist, geht in vielen Elendsgebieten des Landes der Kampf ums Überleben weiter wie immer.»
In den dichtbesiedelten Townships, in denen jeder zweite südafrikanische Stadtbewohner lebt, ist Abstand kaum möglich. Die Ansteckungszahlen steigen. Der Grund für die Gott sei Dank verhältnismässig geringen Covid-19-Todesfälle dürfte im jungen Durchschnittsalter von lediglich 27 Jahren zu finden sein. Seit Monaten verteilt Mercy Air, in Partnerschaft mit weiteren lokalen Hilfswerken, auf dem Landweg Lebensmittel an die von Armut durch den Lockdown schwer betroffene Bevölkerung.
Bonga, Mitte 30 und selber Vater von vier Kindern, ist Mitarbeiter des lokalen Kinderhilfswerkes «Children in Distress» (Kinder in Not). Endlich kommt der kleine Konvoi, bestehend aus zwei Mercy-Air-Transportfahrzeugen, nach langer Fahrt auf staubigen und holperigen Naturstrassen im Township an. Dort führt Bonga unseren lokalen Geschäftsführer Allan Luus, zu einer sehr einfachen Bretterhütte ohne Fenster. «Dies ist die Hütte einer Familie, die vor geraumer Zeit aus Zimbabwe hierher geflüchtet ist», erklärt Bonga, «wo die Eltern sind, weiss niemand hier. Der Vater verschwand, als das kleinste Kind zwei Monate alt war. Kurze Zeit später kam die Mutter auch nicht mehr nach Hause zu den Kindern…». Besorgt erkundigt sich Allan: «Wer sieht denn nun nach den Kindern?» Auf ein schüchternes Mädchen deutend, erwidert Bonga: «Die 14-jährige Hope, sie kümmert sich nun um ihre acht jüngeren Geschwister!» Ein paar Männer aus dem Township packen an und helfen beim Auslad von Nahrungsmitteln für die neun Kinder: Maismehl, Bohnen, Suppen, Soja-Gehacktes, Salz und Öl, Tonfischdosen sowie frisches Gemüse und Früchte.
Auf der Rückfahrt bleiben Allans Gedanken fest bei diesem elternlosen Haushalt hängen: «Was wäre, wenn wir nicht geholfen hätten?» Und er wird den Gedanken nicht los, dass es wohl noch zahlreiche, weitere solche Schicksale gibt, von denen wir einfach nichts wissen…