Yeomans in Afrika
Mit Begeisterung Helikopterpilot, Techniker und Einsatzleiter für Menschen in Not.
Das Neuseeländer Ehepaar Dean und Kaylene Yeoman sind Veteranen des Missionsflugdienstes. Bereits in den 80er und 90er Jahren haben sie diverse Hilfsflugeinsätze in Afrika geleistet und dabei in sieben verschiedenen Ländern gelebt. Dies nicht nur unter widrigen Umständen, sondern oft auch unter Inkaufnahme von Gefahren.
Dean, was hat dich vor über 34 Jahren motiviert, das Fliegen zu Menschen in Not ausüben zu wollen?
Als ich noch ein Junge war, lernte ich Missionspiloten kennen, die bei meinen Eltern zu Besuch waren. Fasziniert von ihren Erlebnissen, trug ich schon früh den tiefen Wunsch in mir, anderen zu dienen, die weniger privilegiert sind als wir. Um dies umzusetzen, verfolgte ich die Ausbildung im Bereich der Luftfahrt, die mich auch heute immer noch sehr fasziniert.
Kaylene, was würdest du rückblickend als grösste Herausforderung und was als beste Erfahrung bezeichnen?
Die größte Herausforderung für mich sind die vielen verschiedenen Sprachen, mit denen wir täglich konfrontiert sind und die den direkten Kontakt zu den Menschen erschweren. Auf unserer Basis in Südafrika werden drei verschiedene Sprachen gesprochen, und die Flugeinsätze nach eSwatini und Mosambik bedingen, dass wir mit Übersetzern arbeiten. Die schönsten Erfahrungen sind für mich die vielen Geschichten von afrikanischen Frauen. Ich habe sowohl mutmachende als auch herzzerreißende Geschichten gehört. Hoffnungslosigkeit zum einen und Freude zum anderen höre ich immer wieder, gerade in den Geschichten von tüchtigen, alten Frauen. Sie arbeiten täglich schwer, um ihre Enkel grosszuziehen, da die Eltern an Aids gestorben sind. Diese Geschichten haben mich verändert, sie haben mein Herz gebrochen und mich viel über Gnade gelehrt. Sie haben mich dankbar gemacht für die Möglichkeiten, die ich dank meiner Herkunft habe.
Dean, inwiefern rechtfertigt sich heutzutage der Einsatz des Helikopterflugdienstes in Entwicklungsländern?
Heutzutage sind viele Spezialisten, gerade auch medizinisches Fachpersonal, dazu bereit, während kürzeren Einsätzen ihr Können für Bedürftige einzusetzen, um Not zu lindern. Der Helikopter ist das einzige Transportmittel, das es ermöglicht, Distanzen und logistische Hürden in kürzester Zeit und mühelos zu überwinden. Oft wird damit der Einsatz von Fachpersonal überhaupt möglich gemacht und deren Effizienz enorm gesteigert.
Was sind deiner Meinung nach Grundvoraussetzungen für junge Menschen, die sich im Missionsflugdienst engagieren möchten?
Die Person muss vom Sinn dieser Arbeit fest überzeugt sein, eine Berufung dafür verspüren und zielorientiert darauf hinarbeiten. Es ist ein langer, steiniger Weg, der einem viel abverlangt bis man über die nötige Erfahrung verfügt, um schlussendlich in der Missionsfliegerei eine unbeschreiblich erfüllende Arbeit tun zu dürfen.
Welches ist das bewegendste Erlebnis, das Du als Mercy-Air-Pilot in deiner langen Karriere erlebst hast?
Da erinnere ich mich an den Rettungsflug der etwa 13-jährigen Azolina aus dem Dorf Somari im Sambesidelta. Das Mädchen leidet unter Epilepsie. Während eines Anfalls, rollte sie am Boden in eine offene Koch-Feuerstelle. Dabei verbrannte ihr ganzer Rücken. Als wir sie vorfanden, hatte sie bereits eine Woche ohne jegliche Verarztung gelitten und die riesige Brandwunde war schwerst entzündet. Könnt ihr euch die unbeschreibliche Not und enormen Schmerzen vorstellen? Die Verzweiflung und Hilflosigkeit der Eltern? Ich hob sie sorgfältig in den Helikopter und flog Azolina zum nächsten Busch-Spital. In nur 10 Tagen Behandlung, hatte sich Azolinas Zustand soweit verbessert, dass sie mit dem nötigen Pflegematerial, sowie Medikamenten gegen die Epilepsie, wieder nach Hause in ihr Dorf zurück konnte. Während ihres Spitalaufenthaltes, kümmerten sich die Frauen der JMeM Basis in Marromeu um ihr körperliches und geistiges Wohl. Währen des Rückfluges sann ich darüber nach, wie einfach ihre schwere Verletzung behandelt werden konnte, sobald sie Zugang zu Hilfe erhielt. Es berührte mich, wie viele Menschen durch ihre Abgeschiedenheit in Not leben und höchstens den Zauberdoktor konsultieren, was die Situation meistens nur verschlimmert. Es ist immer wieder ein Vorrecht für mich als Missionsflug-Pilot den vitalen Link zur Überlebenshilfe per Helikopter herstellen zu können.