Die Good Shepherd Eye Clinic und Mercy Air

Seit 2016 arbeitet die Good Shepherd Eye Clinic mit Mercy Air und dem Raleigh Fitkin Memorial Hospital zusammen. In der letzten Ausgabe der Flugpost haben wir gezeigt, wie das Projekt „Sight Flight“ – oder eben „Sicht-Flug“ – die Arbeit der Augenärzte und Krankenschwestern erleichtert und effizienter gemacht hat: Seit 2016 konnten dank den Heli-Transporten über 8000 Menschen untersucht, 350 Kataraktoperationen ausgeführt und rund 5000 Lesebrillen verteilt werden. Im 2. Teil aus dem Tätigkeitsbericht der Good Shepherd Eye Clinic, wird die Effizienzsteigerung mit Zahlen untermauert.

Die oben genannten Zahlen sind keine Selbstverständlichkeit: Weite Distanzen und nicht funktionierende Transportwege oder -mittel, knappe oder fehlende finanzielle Ressourcen, komplexe soziale Strukturen und Angst vor Fremden und Ärzten halten viele arme Menschen im südlichen Afrika davon ab, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gilt deshalb, diese Barrieren so gut wie möglich abzubauen. Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass zwischen dem Identifizieren eines Katarakt-Patienten und der eigentlichen Operation im Spital viel Zeit verstreichen kann. Dies führt schnell dazu, dass es sehr viel mehr identifizierte als operierte Patienten gibt. Die Zusammenarbeit mit Mercy Air hat glücklicherweise dazu geführt, die Erfolgsquote von 41 (2017) auf 57% (2018) zu erhöhen. Man mag argumentieren, dass 57% immer noch weit von 100% entfernt liegt. Doch leider sind viele Faktoren von aussen kaum oder gar nicht beeinflussbar. Ein grosses Problem ist wie erwähnt transporttechnischer Natur. Dank den Helikoptern von Mercy Air waren die Ärzte der Good Shepherd Eye Clinic aber in der Lage, 2018 96% der Patienten gratis zum Spital transportieren zu lassen. 2017 lag die Quote noch bei 76%. Das Ziel für 2019 liegt bei 100%!

Sechs Einsätze pro Jahr
Die statistische Auswertung der Dorfbesuche hat Folgendes ergeben:

  • Pro Besuch werden im Schnitt 107 Personen untersucht.
  • Im Schnitt liegt bei 11% der älteren Dorfbewohner ein Katarakt vor.
  • Etwa 70% der Untersuchten erhalten eine Lesebrille. Diese Brille kann ein Leben verändern, denn plötzlich ist Lesen, Nähen oder Knüpfen wieder möglich.
  • Die meisten Patienten wurden 2018 in Siphofaneni untersucht, nämlich 353.
  • 2017 lag der Rekord bei 165 Patienten in Bhulandzeni.

Kosten pro Patient gesenkt
Für 6 Einsätze pro Jahr müssen rund 24000 ZAR (Südafrikanische Rand; 1 ZAR = ca. 6 Rp.) veranschlagt werden, wenn die Einsätze mit Motorfahrzeugen durchgeführt werden. Die Kosten entfallen hälftig auf Benzin und Unterhalt.
Wesentlich kostspieliger sind die Einsätze natürlich mit Helikoptern. 30000 ZAR für Treibstoff und 15000 ZAR für die Unterkünfte der Piloten resultieren in Kosten von 45000 ZAR pro Jahr.

Entscheidend sind aber die Kosten pro Patient, und hier zeigt sich die Überlegenheit des Helikopters deutlich: 2017 wurden pro Patient 590 ZAR ausgegeben, 2013 zum Beispiel (nur Motorfahrzeuge, keine Lufttransporte) waren es 2500 ZAR – also über 4x mehr!
Swasiland ist zwar ein kleines Land, aber wegen der schlechten Verkehrsbedingungen sind auch relativ kurze Distanzen nur unter grossem Zeitaufwand zurückzulegen. Mit einem Helikopter können nun auch die abgelegensten Orte schnell und sicher erreicht werden. So bleibt mehr Zeit für die Untersuchungen. Das folgende Beispiel
verdeutlicht die Effizienzsteigerung: Für den Weg von Siteki in die Klink in Maghubeleni und zurück (147 km) benötigt ein Fahrzeug 5 Stunden. Der Helikopter bewältigt die Strecke in 50 Minuten. In den gewonnenen 4 Stunden und 10 Minuten können die Ärzte 40 Patienten zusätzlich untersuchen.

Zusammenfassung
Die stark ins Gewicht fallenden Kosten der Helikoptereinsätze werden von der Stiftung Mercy Air getragen. Deren Quelle sind Spendengelder aus der Schweiz und den USA. Die Stiftung ist rund 20 Jahre alt, deshalb geht die Good Shepherd Eye Clinic davon aus, dass diese Finanzierung nachhaltig ist. Einen Teil der Treibstoffkosten übernimmt die Good Shepherd Eye Clinic.
Die Ziele, die mit dem Projekt „Sicht-Flug“ gesetzt wurden, konnten alle übertroffen werden. Alle Kennzahlen werden laufend überprüft und verbessern sich stetig. Dazu gehört eine bessere Auslastung der Operationszimmer durch die höhere Quote der transportierten Patienten. Das Hauptaugenmerk gilt der Anzahl gefundener Katarakte, die in eine Operation resultieren. „Sicht-Flug“ ist kosteneffizient, zuverlässig, hilft den Armen und ist an die Verhältnisse in Swasiland angepasst. Für die Good Shepherd Eye Clinic ist es heute unvorstellbar, die Einsätze ohne die Vorteile von „Sicht-Flug“ und ohne die Unterstützung von Mercy Air durchzuführen.