Familie Ziessler

Seit fast 20 Jahren steht die Familie Ziessler bei Mercy Air im pausenlosen Einsatz. Holger und Maria Zießler haben vier Kinder und leben seit dem Jahr 2000 in White River in Südafrika. Holger ist technischer Leiter und Chef-Mechaniker der Luftfahrzeuge von Mercy Air. Im Interview erfahren wir mehr:

Nach so langer Zeit nun schon in Südafrika, fühlt Ihr euch im Herzen mehr als Deutsche oder eher schon als Afrikaner, und wie sieht euer Leben aus?

Holger: Ich denke, wir sind beides, hier in Südafrika sind wir die Deutschen und in Deutschland die aus Südafrika. Nach all den Jahren haben wir ein umfangreiches Netzwerk von Beziehungen und Freunden gefunden und Südafrika ist unser zu Hause geworden. Die beiden jüngeren Kinder gehen hier zur Schule und unsere älteren Jungs (28 respektive 26 und beide in Deutschland) haben ihre gesamte Schule bis zum Abitur in Südafrika absolviert.
Maria: Ich kümmere mich wöchentlich um Kinder und Teenager im nahegelegenen, illegal bebauten Siedlungsgebiet (township). Etliche dieser Kinder sind Waisenkinder, HIV-erkrankt oder kommen aus sehr zerrütteten Familienverhältnissen. Mit dem Vorsatz in Südafrika angekommen, durch „Mercy Air“ Menschen in Not zu helfen, haben wir schnell begriffen, wie wenig wir über die Kultur, das Denken und das Fühlen der Menschen wissen.

Habt ihr uns ein Beispiel zu der Andersartigkeit hier in Afrika?

Holger: Ja, zum Beispiel das Konzept von „gerade“ ist im afrikanischen Busch weitgehend nicht relevant, weil nichts in der Natur auch nur annähernd gerade ist. Warum die Lehmhütte gerade bauen? So denke ich, hat Afrika unseren Blickwinkel und unsere Perspektive geändert, mehr als wir vielleicht unsere Umgebung in Afrika verändert haben.

Wie sieht Deine Arbeit aus Holger?

Ich bin verantwortlich für die Wartung der Flugzeuge. Dazu habe ich die notwendigen südafrikanischen und amerikanischen Prüfer-Lizenzen erworben. Jedes Flugzeug durchläuft nach festgelegten Intervallen eine umfangreiche Luftfahrt-Tauglichkeits-Inspektion. Service-, Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten werden minutiös durchgeführt, um das Flugzeug für den weiteren Flugbetrieb sicher freigeben zu können. Meine Arbeit umfasst neben dem „mechanischen Teil“ auch einen erheblichen Anteil an Schreibarbeit, Zertifizierung, Verwaltung und Logistik.

Was motiviert euch, in dieser Arbeit?

Holger: Am meisten schätze ich die Vielseitigkeit der Arbeit, aber auch als Team miteinander unterwegs zu sein, sowie das gegenseitige Vertrauen. Hinzu kommt zu wissen, dass durch meine Arbeit den Menschen in Not geholfen werden kann. Dass sie medizinische Hilfe bekommen, die Möglichkeit haben, die „Gute Nachricht“ zu hören und vielleicht das erste Mal die Chance zu bekommen, Lesen und Schreiben zu lernen. Das motiviert mich immer wieder neu.

Welchen Herausforderungen begegnet ihr?

Maria: Wir leben hier mit acht Mitbeiter-Familien aus sechs verschiedenen Ländern auf der Flugbasis im Grünen mit eigener Landebahn, Büros, Hangars, Wohn- und Gästehäusern. Hinzu kommen immer wieder freiwillige Helfer und lokale Mitarbeiter, die auch hier wohnen.
So eng als Team zusammen zu leben ist ein Geschenk, aber auch herausfordernd. Wir haben gelernt, uns gegenseitig in unseren Unterschiedlichkeiten zu schätzen und stehen zu lassen. Allein die kulturellen Unterschiede sind enorm spannend.

Würdet ihr wieder diesen Weg wählen?

Holger: Unbedingt- sich gut auszubilden und dann den Weg in die Ferne nicht zu scheuen, kann ich nur jedem jungen Menschen empfehlen. Wenn man durch Einsetzen der gottgeschenkten Fähigkeiten anderen Menschen einen Dienst erweisen kann, ist das zutiefst befriedigend.